IronMan 70.3 EM Wiesbaden

Nach dem das Rennen in St. Pölten im Mai eine doch viel größere Enttäuschung für mich war, als ich vielleicht zugeben wollte, suchte ich nach einer neuen Herausforderung um es vor allem mir selbst noch mal zu beweisen. Schließlich hatte ich hart gearbeitet und wusste aus dem Training, dass ich gerade im Laufen derzeit eine gute Form habe. Das wollte ich unbedingt noch einmal zeigen, bevor es wieder in die Winterpause geht.
So meldete ich kurzerhand für die IM 70.3 EM in Wiesbaden und Trainer Thomas schneiderte mir dafür den Masterplan zurecht.
Am Freitag vor dem Rennen reiste ich mit meinen Eltern in Wiesbaden an. 1. Hälfte der Radstrecke anschauen, Startunterlagen abholen und dann noch ein kurzer Lauf quer durch die Wildnis in dunkler Nacht und vollem Magen von der Pasta-Party.
Samstag dann eine kurze Einrollrunde auf dem Rad am Main entlang. Dort geht es fast endlos in langen Geraden und fast ohne Höhenmeter auf super Asphalt entlang und so musste ich mich ziemlich bremsen um nicht schon ein bisschen zu viel Spannung aufzubauen.

Dann zum Check-In, kleiner Neo-Test im Raunheimer Waldsee und danach ins Kurhaus nach Wiesbaden zur WK-Besprechung. Dort dann die beste Nachricht des Tages: Neo ist am Sonntag erlaubt. 😉
Danach ging es noch mal mit dem Auto auf die 2. Hälfte der Radstrecke zum abfahren.
So ewig lang die Vorbereitung auf diesen einen Tag auch erschienen sein mag, so schnell kam dann auch schon der Sonntag. Als Anhaltspunkte hatte ich eigentlich nur 2 Personen im Rennen in meiner Startgruppe, den Rest kannte ich eigentlich nicht. Zum einen war das Christoph Schlagbauer aus Österreich und zum anderen Philipp Heinz. Christoph war in St. Pölten knapp 8min vor mir auf Platz 2 in meiner AK ins Ziel gelaufen und Philipp kenne ich aus der Regionalliga als etwas besseren Schwimmer(im Vergleich zu mir) und guten Läufer. Die Devise für das Rennen war: so schnell wie möglich durchs Wasser pflügen, entspannt aber Druckvoll und dabei so locker wie möglich die 90km Rad absolvieren und dann Vollgas vom ersten Meter an auf der Laufstrecke.
Der Auftakt im Waldsee ging dann aber gründlich in die Hose. Zwar kam ich ohne Schlägereien und locker durch das Wasser, aber verlor dabei auch wichtige Minuten auf Christoph, der in Österreich nur kurz vor mir aus dem Wasser kam.
War das Schwimmen bis zum Landgang nach etwa 800m noch relativ frei und unbedrängt, wurde es auf den verbleibenden Metern zum Schlangenlinienkurs durch das Feld der langsamen Frauen und Männer Ü50, die man 10min vor uns ins Wasser geschickt hatte. Das machte dann nicht mehr so viel Spaß, denn ständig tauchte plötzlich eine orange oder pinke Badekappe vor einem auf und man musste blitzschnell den Rhythmus und die Richtung ändern um nicht zu kollidieren.

Auf dem Rad war ich dann kurz versucht „wie immer“ anzufahren, konnte aber nach knapp 1km den Kopf doch noch dazu bringen die Oberhand über das Gefühl des „zu locker fahrens“ zu gewinnen. Ständig überprüfte ich die Anzeige meines Garmins um nicht zu überzocken, wollte ich die vielen guten Ratschläge aus dem Vorfeld wenigstens einmal ausprobieren. Nach knapp 10km rollte ich dann an Philipp vorbei und so wusste ich, dass ich auf einem guten Weg nach vorn war, schließlich schwamm er meist 1,5-2min schneller als ich und es waren ja erst wenige km auf dem Tacho.
Überholte ich zu Beginn noch fast ständig, wurden es mit der Zeit immer weniger bzw. in immer größeren Abständen tauchten mal einer oder 2 Fahrer auf. Das lies mich zusätzlich hoffen schon recht weit vorn in der AK zu sein. Bei km50 wurde mir dann Platz 10 in zugerufen. Bis in die 2. Wechselzone konnte ich dann noch bis auf Platz 3 in der AK vorfahren und ging mit ca 1:30min Rückstand ins Laufen. Auf den 90km mit knapp 1500hm hatte sich mein „Favorit“ Christoph auf Platz 1 vorgeschoben.

Glücklicherweise wechselte ich dann mit dem späteren 2. der AK25-29 auf die Laufstrecke, der ein super Tempo an den Tag legte. Ich setzte alles auf eine Karte und machte mich als sein Schatten auf die 4 Laufrunden mit über 100hm. Nach einer Runde war ich dann schon auf Platz 2 und nur noch 30sec hinter Christoph. Ca bei km7 war es dann soweit und wir waren aufgelaufen. Plötzlich fiel aber ein Schalter in meinem Kopf um und meine Beine wurden schwer wie Blei. Trotzdem konnte ich vorbeilaufen und die Führung übernehmen. Leider nicht sehr lang, denn Christoph hatte meinen Schritt aufgenommen und setzte seinerseits knapp einen km später zum Konter an. Aus einem Meter Abstand wurden schnell 10m, die ich nach der 2. Runde wieder zurückgefallen war. Ab dem Zeitpunkt freute ich mich über meinen wohl sicheren Vizemeistertitel, versuchte aber trotzdem weiter einen ordentlichen Schritt im Kurpark an den Tag zu legen. Nach Runde 3 waren es dann schon fast 200m und es schien entschieden.

Doch dann kurz vor der Halbzeit der 4. Runde schien der Abstand wieder zu schrumpfen. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Ich beschleunigte noch einmal meine Schritte und versuchte groß und lang zu bleiben im Bergab-Teil der Runde und Christoph schien mir regelrecht entgegen zu fallen. 1,5km vor Schluss dann die Entscheidung. Problemlos lief ich vorbei und baute dann kontinuierlich meinen Vorsprung auf knapp eine Minute bis zum Ziel aus. Damit konnte ich dann als AK 1. die Finishline überqueren und somit den Europameistertitel in meiner Altersklasse erringen.
Einfach ein geiler WK mit Höhen und Tiefen, den ich sicherlich nicht so schnell vergesse. Besonders der Laufkurs, der sehr schön rhythmisch zu laufen ist, aber man immer weiter Druck machen muss, hat mir sehr gefallen.
Für diesen Erfolg bin ich aber nicht ganz allein verantwortlich. So will ich noch einmal allen meinen Unterstützern, Eltern, Sponsoren/Supportern, Trainings- und Vereinskumpels, meinem Trainer Thomas und allen anderen, die mich unterstützt haben danken!

Ergebnis
Erbnisliste
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