Aus der Lausitz auf den Mount Everest

Es fällt schwer einen Anfang für einen Bericht zu finden, der sich eigentlich auf einen Zeitraum von etwa einem Jahr erstreckt. Denn so lange ist es seit dem Rennbericht vom Erkner Triathlon 2019 doch schon wieder her. Seit dem ist einiges passiert und dann doch recht wenig. Der Winter verlief relativ ereignislos und ich konnte das geplante Training sehr gut umsetzen. Die Leistungen entwickelten sich sehr positiv. Dann kam im März der große Umbruch durch das Corona-Virus, der erstmal das normale Leben außer Betrieb setzte. Alle Pläne und Ziele für 2020 waren weggeblasen. Nach einer kurzen Findungsphase und der Suche nach neuen Zielen ging es dann aber doch recht gut im Training weiter. Alles lief darauf hinaus, dass im Spätsommer und Herbst vielleicht wieder Rennen und andere Veranstaltungen möglich sein sollten.
Also wurde als neues Hauptziel die Langdistanz beim Knappenman ins Auge gefasst. Die einzige Langdistanz die 2020 auf deutschem boden bei einer offiziellen Veranstaltung durchgeführt würde. In der Zwischenzeit vertrieb ich mir die „Langeweile“ neben dem Training mit verschiedenen Erlebnissen. Das waren z.B. eine Tour Dresden-Fichtelberg-Dresden mit ein paar Kumpels, die Teilnahme an der Zwift-Tri-Series, bei der über 8 Wochen eine Art Lige-Betrieb für die Teams der Regional-, 2. Bundes- und 1. Bundesliga auf den virtuellen Rennstrecken von Zwift ausgetrtagen wurde oder viele und auch sehr lange Touren mit dem Cross-Rad durch die Wälder, Felder und Wiesen rings um Dresden.
Alles verlief ohne Probleme und bis auf meinen jährlichen Kampf mit der Hitze beim Training, konnte ich mich sehr gut auf die Langdistanz Ende August vorbereiten. Leider lief der 28.08. dann ganz und gar nicht wie erhofft. Es sollte ein harter Wettkampf werden, da das Startfeld auf allen Strecken beim Knappenman dieses Jahr besonders gut besetzt war und trotzdem wollte ich vorn angreifen. Nach aussichtsreichem Schwimmen fand ich schnell in meinen Rhythmus auf dem Rad. Leider bekam ich da schon nach etwa 1h Schmerzen im Rücken. Dieser wurde immer schlimmer, sodass ich dann teils nicht mehr in Aeroposition fahren konnte und zum Teil auch das linke Bein nicht mehr spürte. Ich quälte mich über die Raddistanz, in der Hoffnung noch eine Besserung zu spüren. Leider musste ich dann aber nach 1 Lauf-Kilometer die Segel streichen. Ich konnte kaum noch gehen oder auch nur anderweitig bewegen und erst ein Besuch bei den Sanitätern und später noch beim Physiotherapeuten halfen mir Abhilfe zu schaffen. Damit war für den Moment die ganze harte Arbeit dahin.

Doch mit verschiedenen Übungen und einem weiteren Besuch beim Physio stellte sich schnell Besserung ein und Mitte der Woche stand der Fahrplan für die restliche Saison fest.
Das nächste Highlight sollte ein Everesting am 05.09. darstellen. Everesting bedeutet 8848 Höhenmeter zu bewältigen. Alles an einem Anstieg gefahren. Heißt man fährt einen Berg immer wieder hoch und runter bis man die nötigen Höhenmeter zusammen hat. Dafür suchte ich mir die Opitzer Straße in Tharandt bei Dresden heraus. Die Straße ist relativ wenig befahren, von der Steigung her nahezu perfekt auf mein Fahrerprofil (niedrige Trittfrequenz mit etwas mehr Druck auf dem Pedal) zugeschnitten und einfach und schnell erreichbar von Dresden aus.
So ging es Samstag Morgen nach Tharandt am Aussichtspunkt am Opitzer Weg, dort wurde das Auto und die Verpflegung abgestellt und zur ersten Abfahrt gestartet.
Den Verlauf werde ich jetzt nur Ausschnittsweise anreisen:
1. Abfahrt gleich ordentlich verbremst in der Serpentine, das kann ja was werden
Auffahrt 1-10 super Rhythmus und voll entspannt gefahren
Auffahrt 11-20 das wird echt ein langer Tag heute, noch so oft da hoch…. aber mein Vati ist zur Unterstützung angereist und so bin ich nicht mehr allein, nach jeder Auffahrt ein paar Worte wechseln zu können macht es abwechslungsreicher und man hat etwas worauf man sich immer wieder freuen kann
Auffahrt 32 kommt Kumpel Peter Lehmann vorbei und wir fahren eine Weile gemeinsam und quatschen etwas bis Runde 36, der Regen setzt ein
Auffahrt 37-40 ein leichtes Gribbeln ist in den Armen und Beinen zu spüren – Mist zu wenig verpflegt und der Hungerast naht
Nach Auffahrt 40 erstmal langezogene Pause und ordentlich die Speicher aufgefüllt
Auffahrt 40 – 55 alles läuft wieder und es macht so richtig Spaß
Auffahrt 55 – 70 richtige Qual, der Regen zerrt an der Motivation, man denkt nur noch in 5er Schritten da dann immer wieder Pause und was zu essen ansteht
Auffahrt 70 – 80 es läuft wieder so richtig gut, der Körper ist geflutet von Endorphinen, trotzdem ich nun mit Lampe fahren muss weil es immer dunkler wird, die Straße nass ist und es regnet – es läuft, die Beine sind leicht und der Kopf sagt nur vorwärts, bin wieder zu Späßen aufgelegt
Nach 80 Runden ist es geschafft, die 8848hm sind bewältigt. Jetzt nur absitzen und genießen. Nur Freude und Erleichterung. Mehr spüre ich nicht mehr.
Danke euch allen die Nachrichten an dem Tag geschickt haben oder persönlich dabei wart. Ihr habt es mir erleichtert. Und danke Thomas für das super Training. So konstant wie es da lief (Abweichung von ca 40sec zwischen schnellster und langsamster Auffahrt) hätte ich sonst nie hinbekommen.
Und natürlich auch meinen Sponsoren und Partnern! Danke!

Damit ist 2020 aber noch nicht vorbei. 3 Punkte bleiben noch:
– Mitteldistanz Triathlon 13.09.
– Gravel-Fahrt Dresden-Hamburg 19./20.09.
– Marathon im Oktober

Es geht halt immer weiter 😉

Wen es interessiert – hier die Daten zur Fahrt