Schlosstriathlon Moritzburg – Hetzjagd ums Jagdschloss

Wie im letzten Beitrag schon thematisiert, ist es Sommer und das heißt zumeist Sonne und heiße Temperaturen.
Und pünktlich zum Triathlonwochenende drehte das Thermometer nochmal richtig auf und die Gewitter der Vortage brachten ein mollig-schwüles Klima in den Wald.
Nichtsdestotrotz ist das Rennen in Moritzburg für mich jedes Jahr ein wichtiger Meilenstein, ein Rennen zum Formtest und natürlich eine Herzensangelegenheit. Seit ein paar Jahren wohne ich nur 10km vom Schloss entfernt, verbringe viele Trainingsstunden im Sattel auf der Radstrecke und verbinde mit dem Rennen so einige schöne Erinnerungen aus nunmehr 12 Teilnahmen seit 2006. Das Beste sind aber die unzähligen Freunde und Bekannte die man dort jedes Jahr aufs neue trifft, sich unterhält und Spaß hat, auf der Strecke und abseits.
Seit 2010 starte ich in Moritzburg nun auf der Halbdistanz und konnte seit dem 6 mal das Podium besteigen und genau das wollte ich auch dieses Jahr nicht verpassen, auch wenn das Starterfeld im Vorfeld wirklich schwer einzuschätzen war.
Es hatte sich eine Mischung aus erfahrenen Leuten und Mitteldistanz-Neulingen angekündigt, was ein äußerst hartes und spannendes Rennen versprach. Mit Michael Kalb (Profi und schon mehrere 70.3 in den Beinen), Marc Werner (schneller Läufer) und Danny Hannover (mehrere Podiumsplätze schon bei Halbdistanzen) auf der einen und Philipp Dressel-Putz (Starter 1. Bundesliga, Sieger Olympische Distanz 2018) und Vincent Größer (Sieger Olympische Distanz 2017, AK-Sieger 70.3 Slowenien) auf der anderen Seite, wusste ich auf wen ich im Rennen zu achten hatte.
Aufgrund der Hawaii-ähnlichen Bedingungen am Wettkampftag wurden wir pünktlich 10:50 Uhr ohne Neoprenanzug auf die Reise geschickt. Die 1,9km absolvierte erwartungsgemäß Philipp am schnellsten und ging mit über 6min Vorsprung auf mich auf die Radstrecke. Nach einem soliden Auftakt im Wasser konnte ich zusammen mit Marc aufs Rad steigen und die Verfolgung aufnehmen.
Ich wollte betont entspannt fahren, möglichst viel über die Aerodynamik arbeiten und auf die Kühlung achten. Das sollte noch sehr wichtig sein, denn ein ausgeglichenes Pacing und ein kühler Kopf können bei 4h und mehr Dauerbelastung den Unterschied machen. Da gleichzeitig die Langdistanzler und die Halbdistanzler sowie Staffelradfahrer auf der Radrunde sind, verliert man spätestens nach der 1. Runde etwas den Überblick, da man ab dem Zeitpunkt auch die etwas langsameren Sportler der eigenen Startwelle überrundet, die die gleiche Startnummernfarbe tragen. Zum Glück hatte ich eine große Unterstützer-Gruppe an der Strecke, die mich über Abstände und Platzierungen auf dem Laufenden hielten. So konnte ich mich nahezu identischen Rundenzeiten immer weiter nach vorn auffahren und schob mich Mitte der 3. Runde sogar auf Platz 2 nach vorn.
50sec hinter Michael ging es dann aus der 2. Wechselzone auf die 3 Laufrunden. Ich wusste, dass das ein schwerer Brocken werden würde, denn Michael ist ein guter Läufer und bringt Erfahrungen auf der Strecke mit. Und von hinten würden die anderen Schnellen ja auch noch drücken. Also direkt den Kopf eingeschalten und das Tempo den äußeren Bedingungen angepasst und alle Hinweise und Abstände von außen erstmal ausgeblendet. Nach der ersten Laufrunde waren es dann 1:30min Rückstand und der Abstand nach hinten sollte relativ komfortabel sein. Ich stellte mich innerlich bereits auf ein einsames Verwalten des 2. Platzes ein. Plötzlich eröffnete sich bei km 8,5 eine neue Situation für mich. Michael musste scheinbar dem hohen Anfangstempo etwas Tribut zollen und ich übernahm die Führung. Ich merkte wie eine Welle Endorphine und Adrenalin meinen Körper flutete und war sofort darauf bedacht den Schritt schön lang zu lassen und das Tempo am oberen Rand des derzeit machbaren zu halten. Immer schön den Drehmomentzähler am roten Bereich kratzen lassen ohne selber der Hitze zum Opfer zu fallen und zu explodieren. So konnte ich relativ schnell gut 1min herauslaufen. Auf den folgenden 1,5 Runden gab es jeweils einen Wendepunkt wo man sich nochmal in die Augen schauen und den Abstand kontrollieren konnte. Da konnte man sehen das man sich keinen Fehler erlauben durfte. Ca. 1,5km vor Schluss ging es das letzte Mal um den Wendepunkt und der Abstand war immer noch beruhigende 1,5min. Ab da konnte ich es anfangen ein wenig zu genießen.
Auf der Zielgeraden konnte ich es trotzdem nicht fassen. Klar hatte ich es gehofft und vorher im Training auch immer mal vorgestellt, aber damit zu rechnen war im Vorfeld nicht zwingend. Ich hatte es tatsächlich geschafft, den Sieg bei meinem Heimrennen zu verteidigen, trotzdem das Wetter mir nicht unbedingt zugesprochen hatte und dabei auch noch in allen Disziplinen eine gute Leistung abzurufen.
Ein Rennen, wie man es sich vorher wünscht: spannend von Beginn an und mit Führungswechseln und einem engen Verlauf bis kurz vor Schluss.
Daraus ziehe ich einiges an Motivation für die anstehenden Aufgaben in Training und auch Wettkampf. Denn in nicht mal 2 Wochen, am Sonntag dem 30.06., steht der Ironman European Championship in Frankfurt am Main an. 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42km Laufen mit einigen der besten Athleten der Welt.
Ich freue mich schon sehr auf dieses Rennen und hoffe da an meine aktuelle Form anknüpfen zu können.

Vielen Dank nochmal an meine Freundin, meine Kumpels und die vielen Unterstützer an der Strecke, dir mir bei dem Rennen beigestanden und bei meinem Kampf geholfen haben. Und natürlich ein Dank an meine Sponsoren und Unterstützer, ohne die ich den Sport so nicht ausführen könnte.