Ironman Klagenfurt 2018 – Wenn Kopf über den Körper siegt

Beim Ironman Klagenfurt wurden schon einige schnelle Rennen unter 8h ins Ziel gebracht und das Wetter rings um den Wörthersee ist aufgrund der umliegenden Bergkette zumeist auch sehr angenehm. Alles war für ein schnelles Rennen vorbereitet. Auch meinen Körper hatte ich mithilfe meines Trainers Thomas nahezu perfekt vorbereitet. Ich fühlte mich also bereit für ein schnelles Rennen.
Der Startschuss fiel um 6:40 Uhr am Sonntagmorgen am klaren Ufer des Wörthersees. Obwohl es ein See ist, gab es recht starken Wellengang, da eine Vielzahl Begleitmotorboote um die Athleten herumkreisten. Die Abgase und die Wellen machten das Schwimmen in der aufgehenden Sonne aber unangenehmer als die schöne Kulisse es erahnen lässt.
Nach gut 1:03h erreichte ich das Ende des Lendkanals und konnte die erste Teildisziplin hinter mich bringen.
Der erste Wechsel verlief unspektakulär und zügig und ich ging motiviert auf die Radstrecke. Das Ziel war eine gleichmäßige Leistung über die 180km. Leider merkte ich bereits nach etwa 20km, dass etwas nicht mit meinem Magen stimmte. Immer wieder Krämpfe und starke Blähungen machten die Radfahrt nicht einfacher. Trotzdem zog ich meine Ernährungsstrategie wie geplant durch und die ersten 100km verliefen nahezu wie gewollt. Leider konnte ich dann die Wattwerte nicht mehr aufrechterhalten und der Kampf mit dem eigenen Körper begann. Im Grundlagentempo erreichte ich dann die 2. Wechselzone. Aufgrund der Magenprobleme ging es dort erstmal zu meinem 1. Dixi-Stop dieses Tages mit der Hoffnung damit einen ungestörten Lauf zu haben. Nach so einer langen Radfahrt muss man sich dann erstmal mächtig bremsen um auf den ersten Kilometern nicht im Sprint über die Strecke zu laufen und dann komplett zu explodieren. Ich versuchte also kontrolliert ein Tempo von 4:00-4:05 anzuschlagen was die ersten 10km auch sehr gut funktionierte. Leider merkte ich, wie das meinem Körper zunehmend zusetzte und begann weiter zu bremsen und lief bei 4:20-4:30 weiter. So brachte ich dann auch die erste Runde zu Ende. 21km waren also noch zu laufen, eine Distanz die ich im Training schon so oft bewältigt hatte und wo man jetzt anfangen konnte runter zu zählen. Der Schritt wurde aber immer zäher und mein Körper begann überall zu kribbeln und mir wurde in der Mittagssonne bei fast 30°C richtig kalt. Eindeutige Anzeichen in einen Hungerast gelaufen zu sein. Also erstmal rausnehmen und nur weiter gehen. An den Verpflegungsstellen griff ich dann voll zu, Cola, Wasser und viel Melone sollten es jetzt richten. 2 oder 3km bin ich da so vor mich hin getorkelt, mit mir kämpfend ob ich das jetzt in einen mehrstündigen Spaziergang ausarten lasse, das Rennen vorzeitig beende oder nochmal angreife. Während meines 2. Dixi-Stop entschied ich mich zur 3. Variante, schließlich wusste ich wie weh es im Nachhinein tut es nicht zu Ende gebracht zu haben und meinem Körper ging es mittlerweile auch wieder besser und der Magen arbeitete wieder relativ normal. Ich fing also wieder an zu traben, erstmal im 5er Schnitt und bei den Verpflegungsstellen anhaltend und ordentlich zugreifend. Dann ging es auf die letzten 10km. Eine Strecke, die eigentlich kein Problem mehr sein sollte. Und wie oft hatte ich bereits im Training bei den langen Läufen genau das gemacht. Nach 20km Vorbelastung nochmal das Tempo erhöhen. Diesen mentalen Trick machte ich mir in der Situation zu nutzen. Erstmal 5km wieder 4:30 oder leicht drunter laufen und dann war man ja fast zu Hause, also nochmal alles was geht und den Rückweg vom letzten Wendepunkt in unter 4:15 laufen. Es war in dem Moment ein super Gefühl an denen wieder vorbeilaufen zu können, die einen so kurz vorher im stehenden K.O. haben stehen lassen. Auch einige Plätze im Pro-Ranking konnte ich plötzlich wieder gut machen. Ein Wahnsinn wozu der Körper in der Lage ist, wenn man die richtigen Knöpfe drückt und auf Signale zwischendurch richtig reagiert.
Letztendlich könnte man sich vielleicht fragen ob ein langsameres Anlaufen vielleicht besser gewesen wäre, aber das ist mir im Nachhinein egal. Es ging mir um die Bestmögliche Platzierung in einem Wettkampf und da muss man auch mal etwas riskieren. Und das mein Körper die nötige Form hat, konnte ich nach dem Tief antesten.
In nicht mehr ganz 5 Wochen dann der nächste Versuch ein schnelles Rennen mit bestmöglicher persönlicher Leistung abzurufen, beim Ironman Tallinn.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meine Eltern die mich an der Strecke supportet haben, meine Freundin fürs Daumendrücken und die mediale Berichterstattung und allen Zuhause, die an mich gedacht und mitgefiebert haben. Es ist wirklich toll zu wissen wie viele Menschen hinter einem stehen. Und natürlich vielen Dank an meine tollen Sponsoren und Unterstützer, ohne die das nicht möglich wäre!