Immer der Elbe nach – Von Dresden nach Hamburg

Schon im letzten Jahr spielte ich mit dem Gedanken die Strecke von Dresden nach Hamburg an 2 Tagen mit dem Rad zu bewältigen. Ich hatte sogar schon eine Hotelübernachtung gebucht. Leider legte mich eine hartnäckige Infektion letzten Herbst dann noch lahm und ich musste mein Projekt verschieben.
Aber wie sagt man so schön – Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und als Anfang dieses Jahres die Saison so langsam auseinanderbrach, und Kumpel Peter Lehmann und ich eine unserer gemeinsamen Radrunden drehten, philosophierten wir über mögliche neue Abenteuer, die man dieses Jahr mal angehen könnte. Direkt konnte ich ihn mal wieder von einer meiner gloreichen Ideen überzeugen und die langfristige Planung wurde gestartet. Im Endeffekt überlegten wir uns dann erst im August das es im September nun doch wirklich los gehen sollte und was wir für die Reise an Taschen und anderen Dingen noch so bräuchten. Auch die letztendliche Streckenführung machte ich fix mit Komoot an einem Abend rund wobei das Augenmerkt am zweiten Tag auf pünktlicher Ankunft in Hamburg lag, schließlich mussten wir unseren Zug zurück in die Heimat erreichen. 😉

Für die Fahrt hatten wir das Wochenende 19./20.09. auserkoren. Letztendlich das einzige freie Wochenende, das für uns beide im September noch möglich war. Und was soll man sagen, wir hätten es vom Wetter her nicht besser treffen können. Beide Tage angenehme 15-20 Grad und Sonnenschein. Nur Morgens zum Start war es jeweils noch empfindlich kühl mit etwa 6 Grad Celsius um 6:30 Uhr Startschuss.
Der Samstag verlief relativ ereignislos. Zu großen Teilen fuhren wir direkt neben der Elbe auf sehr gut ausgebauten Radwegen oder direkt hinter dem Damm. Die Landschaft wechselte zwischen bekannten Orten und Dörfern, offenen Feldern und Wiesen, Radwegen durch Wälder das man sich fühlte wie im Spreewald und sehr wenigen großen Straßen. Wir kamen wirklich sehr gut voran, das Tempo war vergleichsweise hoch und die Stimmung locker und mit vielen Gesprächen über alle mögliche Themen gespickt. Unser Tagesziel war ein kleiner Ort bei Magdeburg, wo wir dann mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns hatten und bei einem Freund unterkommen konnten. Wir waren sogar noch rechtzeitig, um den entscheidenden Schlussanstieg des Zeitfahrens der diesjährigen Tour zu schauen. 😉
Gut gestärkt und ausgeruht ging es Sonntag Morgen weiter gen Hamburg. Dieses Mal nicht direkt an der Elbe, sondern quer durch Sachsen-Anhalt nordwärts. Nach 30km der erste ungeplante Stopp. Bei Peter war eine Speiche im Hinterrad weggerissen. Erste Zweifel, ob das heute etwas wird kamen auf. Doch als etwa 40km später die Sonne dann hoch genug stand, dass es warm wurde und wir uns wieder etwas lockerer anziehen konnten, waren diese erstmal wieder verschwunden. Bis dann bei etwa km 120 am Orteingang von Hitzacker sein Hinterrad ein zweites Mal einen Knall von sich gab. Damit war die zweite Speiche direkt neben der ersten weggebrochen. Auf den Schreck fanden wir in Hitzacker direkt einen Rewe, der zufällig einen verkaufsoffenen Sonntag hatte und wir unsere große Pause einlegten. Wir überlegten mögliche Szenarien aber entschieden uns dann doch weiter der Route nach Hamburg zu folgen. Getreu dem Motto – Wird schon schief gehen. Schließlich waren wir auch erstmal wieder an der Elbe angekommen und konnten dem Radweg folgen. Dieser war nun aber zum Großteil „folge der breiten Straße“ oder ein geschotterter Feldweg. Etwa 20km weiter macht die Elbe einen nordwärts Knick, der uns „nur“ Zusatzmeter bringen würde, die wir in unserem straffen Zeitplan nicht gebrauchen konnten. Also führte unsere Route wieder mal auf direktem Weg weiter bis wir etwa 40/50km vor Hamburg wieder auf die Elbe treffen sollten. Dazwischen hatten wir noch so tolle Streckenabschnitte wie 10km schnurgerade durch den Wald durch 5-10cm tiefen Sand. Eine klasse Krafteinheit für zwischendurch. 😉 Nachdem wir dann auch so ziemlich alle Höhenmeter der Tour hinter uns hatten, war Peter dann auch die Lust vergangen hinten zu schalten und so entsorgte er noch den Schaltzug zum Schaltwerk. 2 Gänge werden schon reichen. XD
Wieder an der Elbe angekommen ging es zumeist über kleine Nebenstraßen und gut ausgebaute Radwege weiter. Man spürte richtig wie die Motivation wieder stieg zusammen mit der Euphorie es bald geschafft zu haben. Das Sitzen wurde wieder erträglicher, und die Gespräche nahmen auch wieder etwas zu, nachdem es den ganzen Tag doch verhältnismäßig ruhig gewesen war im Vergleich zum Vortag.
Die letzten 10km rollten wir dann von Harburg nach Hamburg rein, durch den Hafen mit den großen Frachtschiffen und den vielen Containern und den ersten Ausläufern der Stadt. Kurz vor dem Ziel ging es dann durch den historischen Elbtunnel, was auch nochmal ein kleines Highlight der Tour war. Der Verkehr zum Sonntag Nachmittag in der Innenstadt war dann nochmal der Wahnsinn. Da ist man von Dresden und Umgebung doch ziemlich verwöhnt und anderes gewohnt. Ziemlich genau 17 Uhr hatten wir dann unser Ziel erreicht, konnten uns den Rathausmarkt und den Bereich rund um die Innenalster (Schwimmen-Start/Ausstieg WTS und Ironman Hamburg, Wechselzone Ballindamm) anschauen und etwas die Sonne genießen, bevor wir uns im Hauptbahnhof etwas stärkten und später dann in den Zug zurück nach Dresden stiegen.
Um die ganzen Eindrücke und Erlebnisse so einer Tour zu verdauen brauchte es dann ein paar Tage. Schon etwas besonderes und doch ganz anderes als was wir beide bisher gemacht und erlebt haben. Und doch Anreiz ähnliche Ziele mal in Angriff zu nehmen. 🙂