IM70.3 WM – mittendrin statt nur dabei

Wie 2012 habe ich versucht mich dieses Jahr für die Weltmeisterschaften über die Ironman 70.3 Distanz zu qualifizieren. Zwar war mir das im vergangenen Jahr mit dem Europameistertitel in Wiesbaden auch gelungen, aber für eine kosteneffiziente Reiseplanung war das einfach zu kurzfristig. Daher startete ich dieses Jahr wieder einen Angriff auf dieses Ziel und schaffte es gleich bei meinem ersten Rennen in St. Pölten.

Jetzt stand nun die Reise in heiße Las Vegas, Nevada, in den USA an. Ich war mir aber unschlüssig, wie ich in einem Feld der besten Sportler meiner Altersklasse bestehen würde können. Zwar konnte ich in meinen bisherigen 70.3 Rennen in meiner AK vorn mitsprechen, aber bei der WM starten im Prinzip nur Athleten, die das geschafft hatten. Deshalb war ich bei meiner Zielstellung auch von einer Top5-Platzierung als Wunschergebnis ausgegangen, sollte es wirklich gut laufen. Mittendrin halt, statt nur dabei.

Am 2.9. ging unser, meine Eltern haben mich in die Staaten begleitet, Flieger ab Frankfurt. Dort angekommen, empfing uns auch gleich ein warmer Föhnwind und ca 35 Grad. Das Rennen findet etwas außerhalb von Las Vegas statt, im Vorort Henderson. In einem Hotel Resort direkt am Lake Las Vegas, in dem am Renntag das Schwimmen stattfand, wurden wir vom Hannes Hawaii Tour-Team untergebracht. Von dort wurden wir auch fast täglich mit einem Shuttle zum Freibad in Henderson gefahren. Zusammen mit Florian Seifert aus Berlin, der in meiner Altersklasse startet, absolvierte ich meine letzten Trainingseinheiten bei heißen Temperaturen, wobei wir auch beim Radfahren in der Wüste kurze Stopps für Landschaftsfotografien einstreuten.

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So vergingen die letzten Tage bis zum Rennstart auch relativ schnell, wobei auch ein Nacht-Ausflug nach Las Vegas auf den Strip und an den Hooverdamm anstand. Das alles war bei Mitte 30 bis Anfang 40 Grad Außentemperatur und gemäßigtem Wind teilweise schon ziemlich anstrengend aber brachte auch noch den letzten Kick vor dem Rennen.

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Am Rennmorgen dann nicht wie angesagt heiß, sondern Regen und angenehme Temperaturen, was mir ein bisschen mehr Motivation einbrachte. Leider wurde meine Altersklasse in der Startreihenfolge an den Schluss gesetzt, wodurch viele Überholmanöver vorprogrammiert waren. 6:30 Uhr wurden dann die männlichen Profis auf die Reise geschickt. In verschieden großen Abständen zwischen 4 und 8 Minuten folgten die anderen Startwellen. 8 Uhr begann für mich der Renntag im Lake Las Vegas. Leider ist die Wasserqualität nicht die beste gewesen.

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Durch mehrere Regengüsse an den Vortagen(immer aber nur kurz) war viel Wüstendreck in den See gespült worden. Er war also angenehm temperiert(Neoverbot bei knapp 30 Grad ist schon ok) aber schmeckte nach Schlamm und war genauso trüb.
Beim Start bin ich dann zwar in keine Prügelei oder so rein aber auch nicht richtig los gekommen. Bis zum Wendepunkt hatte ich also mit ein- und überholen zu tun. Dort verpasste ich dann aber den Anschluss an eine größere Gruppe, was mich einiges an Zeit kostete und ich schwamm wenigstens hinter einem anderen Starter her um etwas Kraft zu sparen. Bereits im Wasser musste man mehrere Starter aus vorher gestarteten Wellen überholen, die teilweise 20 Minuten vor mir gestartet waren.

Nach gut 31 Minuten konnte ich dann endlich das Wasser verlassen, wobei das Wasser jetzt nur noch von oben kam und nicht mehr rings um mich herum war. Schon beim Wechsel ging das Überholspiel in die nächste Runde, was die engen Wege durch die Wechselzone leider etwas erschwerten.

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Die ersten Kilometer gingen dann fast nur bergauf und ich konnte fast nur links fahren. Die Beine fühlten sich gut an. Wir fuhren auf einer Schnellstraße in die Wüste raus, wendeten bei Kilometer 40 und fuhren dann bis in die Stadt hinein. Die Radstrecke ist mit ihren 1200 Höhenmetern ziemlich anspruchsvoll und dadurch auch recht fair. Dabei muss aber kein wirklicher Berg erklettert werden, sondern es sind mehr Hügel über die man oftmals gut drüber drücken konnte. Auch hier konnte ich mich gut nach vorn schieben, was gerade in den Abfahrten aber auch ziemlich schwierig war, weil einige sehr weit in der Mitte fuhren und ein sicheres Überholen sehr erschwerten. Auch gab es viele Athleten, die man am Straßenrand mit Platten sehen konnte. Bis zur Wende fuhr ich ziemlich hart und arbeitete mich Platz um Platz nach vorn, was mir im Regen richtig Spaß machte.

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Ab Kilometer 45 etwa habe ich dann aber bewusst etwas weniger investiert, da ich merkte, dass es zwar gut läuft aber es auch kein Tag der Super-Beine ist. Etwa bei KM 70 überholte mich dann ein Athlet aus der vorher gestarteten Welle, den ich 55km vorher hatte stehen lassen. Ich überließ ihm die Führung und rollte anschließend im fairen 10-20 Meter Abstand hinterher bis zur Wechselzone.

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Bereits beim Abstieg sah ich, dass er wohl ein wenig zu hart gefahren ist und ich aber noch lockere Beine hatte. Diese nutzte ich nach einem schnellen Wechsel sogleich, um im Bergabteil zügig anzulaufen und meinen Rhythmus zu finden. Leider musste ich feststellen, dass die Abstände nach vorn doch ziemlich groß waren. An Aufgeben war da aber nicht zu denken. Schließlich war nach 60km doch noch die Sonne raus gekommen und hier auf der Laufstrecke war es mittlerweile ordentlich warm. Es war also noch alles möglich, sowohl nach vorn, als auch nach hinten wenn ich die Wärme doch nicht so überstehen sollte.

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Auf jeder Laufrunde ging es ordentlich hoch und runter, was es nicht einfacher machte, aber mir doch mehr entgegen kommt als stures und schnelles flaches Laufen. Hier kann man mit Kampf noch etwas reißen. Und der wurde gerade ab der Hälfte der 2. Runde extrem wichtig. Die Ränge 1 und 2 meiner AK waren an diesem Tag nicht mehr in Reichweite, aber Seifert an Position 3, verlor von seinem 3,5min nach dem Radfahren nun richtig an Boden. Innerhalb von 1,5km machte ich 1min auf ihn gut. Als es auf die letzte 7km Schleife ging hieß es nur noch beißen. Nach 2,5km war ich auf Rufweite heran und knapp 1km später konnte ich an einer Verpflegungsstelle vorbei ziehen. Er war aufgrund der Hitze gezwungen zu gehen. Ich schnappte mir nur einen Becher Eis, den ich unter die Mütze schüttete, und biss auf die Zähne. Es ging nochmal etwa 1,5km bergan. Oben angekommen hatte ich einen etwa 45sec Vorsprung heraus gelaufen, was ich durch die letzte Wende abmessen konnte, und den musste ich im anschließenden Bergabstück verteidigen. Bis zur Ziellinie blickte ich nicht mehr zurück und rannte nur noch was noch in den Beinen steckte. Glücklich aber auch erschöpfte konnte ich als AK 3. nach 21,5km den Zielstrich überqueren. Traumziel WM-Medaille erreicht.

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Damit hatte ich zwischendurch nicht mehr gerechnet, da es in allen 3 Disziplinen nicht zu 100% zusammengelaufen war. Aber das muss es nicht immer, wenn man Personen hat, die einen unterstützen und nach vorn treiben. Im Training motivieren und aufbauen.
Danke an meine Familie und meine Freundin, die mich tagtäglich ausgehalten haben, motiviert haben und einiges abnehmen, damit ich den Sport so machen kann wie ich es derzeit betreibe. Danke natürlich auch an meinen Trainer Thomas, der mich wieder einmal auf den Punkt fit gemacht hat, mich vor dem Rennen noch mit nützlichen Tipps versorgt hat und motiviert hat. Ein großes Danke auch an die Kamenzer Trainingsgruppe, die einfach die BESTE ist. So ein Zusammenhalt, die Leistungsdichte die immer wieder antreibt und motiviert ist einfach Spitze, was wir ja schon wiedermal in der Regionalliga bewiesen hatten. Und dabei besonderer Dank an Josti für das Borgen des Radkoffers und Bernd für die Endjustierung und die Einweisung für das Zerlegen und Zusammenbauen meines Rades.
Und natürlich nicht zu vergessen meinen Sponsoren ohne die ich den Sport nicht so betreiben könnte und die mir vieles besonders dieses Jahr auch erst ermöglicht haben.

DANKE!!!

Ergebnis Las Vegas

Damit ist meine Saison noch nicht ganz vorbei. Es steht zwar kein Triathlon mehr auf dem Programm, aber ich werde mich nochmal im Laufen versuchen. Im Oktober habe ich mir den Dresden Marathon auf den Plan geschrieben. Mal sehen was die Füße noch hergeben.