4 Wochen nach dem Ironman Frankfurt wollte ich es nochmals beim Ironman Hamburg über die Langdistanz versuchen. Ich wusste, dass ich nicht alles hatte zeigen können und ich wollte auch endlich mal wieder ein gutes Rennen ohne wirkliche Tiefen über die Langdistanz durchziehen.
So war ich nach kurzer Erholungspause bereits wieder ins Training eingestiegen um den Körper in Schwung zu halten. Am Donnerstag vor dem Rennen ging es dann in die Hansestadt, wo ich meine letzten Vorbereitungen vor dem Rennen absolvierte. Dieses mal aber mit dem Rad auf der Rolle und die letzte Schwimmeinheit im Becken der Alsterschwimmhalle, um dem Verkehr und den unbekannten Straßen und der nicht ganz „klaren“ Wasserqualität der Alster im Vorfeld zu entgehen. Einzig die Laufstrecke inspizierte ich bei meinem Lauftraining.
Freitag Abend reisten meine Eltern und Kumpel Maik an, um mich über das Wochenende hinweg zu unterstützen. Maik war dann auch am Samstag so mutig und testete nochmal die Alster auf Schwimmbarkeit. Ergebnis war sehr warmes Gewässer, nicht ganz sauber aber machbar.
So ging es am Sonntag nach den letzten Vorbereitungen in der Wechselzone mit Schwimm- statt Neoprenanzug zum Schwimmstart der 3,8km. Die Age-Grouper dagegen gingen 10min nach der Profi-Welle mit Neopren ins Wasser.
Ich kam von Beginn an ganz gut los, konnte aber nicht den gewünschten Gang hoch schalten, um mich an die Gruppe vor mir zu heften. So schwamm ich allein und ohne Geschwindigkeitsorientierung „vor mich hin“. Ohne wirklichen Anhaltspunkt verfällt man dann leider eher in einen Trott, was auf keine tolle Schwimmzeit hoffen lässt. Etwas entnervt von mir selbst erreichte ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit den Schwimmausstieg am Rathausmarkt und auf ging es in die Wechselzone. Relativ zügig konnte ich dann auch schon mein Rad wieder herausschieben und los ging es. Ich versuchte gleich von Beginn an in meinem Bereich zu fahren und möglichst keine Leistungsspitzen zu treten, die unnötig Körner kosten. So kam ich erstmal gut voran und mich ein bisschen vor arbeiten. Die Radstrecke verteilte sich auf 2 Runden, die jeweils eine Schleife durch den Hafenbezirk und eine Wendepunkt-Schleife am Elbdamm beinhaltete. Beide Abschnitte sind sehr windanfällig, was dann besonders in der 2. Runde spürbar wurde. Zum Ende der ersten Hafendurchfahrt hatte sich um mich eine 4 Mann-Gruppe gebildet, in der ich in meinem geplanten Leistungsbereich mitfahren konnte. Nahezu die restliche Radstrecke hatte ich dann immer wenigstens einen Begleiter auf dem Rad, an dem ich mich orientieren konnte. Immer wenn es sich ergab, versuchte ich mich ein Stück abzusetzen und fand dann einen oder mehrere neue Mitstreiter. Leider hatte ich an dem Tag nicht die Beine, die ich mir gewünscht hatte. Konnte ich die ersten knapp 1,5h noch relativ problemlos meine Zielleistung treten, fiel es mir mit weiterer Renndauer immer schwieriger und ich nahm lieber etwas den Druck heraus, um noch Kraft für den Marathon zu sparen. Meine Beine und der dazukommende stärkere Wind auf der 2. Runde machten meinen Radsplit leider langsamer als erhofft.
Ein wenig deprimiert und schon ziemlich angeschlagen kam ich dann in der 2. Wechselzone an. Der Laufweg zum Wechselbeutel ging dann trotzdem ganz gut und ein Ironman ist so lang, da kann alles passieren. Schließlich hatte ich selber schon erlebt wie man nach großen Einbrüchen nochmal zurück kommen kann. So ging es relativ locker und ohne Erwartungen auf die Laufstrecke. Trainer Thomas war ebenso angereist und gab die Marschroute vor: locker bleiben, runter kühlen und Energie zuführen. Klingt eigentlich recht simpel also raus auf die erste 10km Schleife. Ich griff bei den Verpflegungsstellen immer ausgiebig zu und ab und an nutzte ich diese kurzen Abschnitte auch für eine kurze Gehpause, hatte aber nie einen richtigen Einbruch. Ich konnte die Konzentration oben halten und gab dem Körper vor was er zu tun hatte. Zwar wurde der Schritt dann mit der Zeit etwas langsamer aber es war weiterhin rennen. Und bei jedem Rundendurchlauf dann die motivierenden Worte von außen. Mit jeder Runde rückte ich Platz um Platz nach vorn. Ich kam in einen gewissen Flow und es ging vorwärts. Eingangs der letzten Runde hieß es dann Platz 9 bei den Profis. Ich konnte es kaum Glauben. Das ließ die letzte Runde kürzer erscheinen als die davor. Innerlich platzte ich fast vor Anspannung und Freude, wusste aber auch das es zu früh zum Feiern ist. Ich hatte es jetzt schon zu oft erlebt, ein Ironman ist lang und das Ergebnis nur schwer planbar. Genau dieser Umstand hatte mich ja jetzt auch in diese Position gebracht.
Schritt um Schritt näherte ich mich nun meinem lange gehegten Traum an, ernährte mich weiter und freute mich doch schon es gleich geschafft zu haben.
Dann kam er endlich, der erlösende Zielkanal und ich konnte einbiegen. Ein Wahnsinn, egal wie oft man diesen Punkt erreicht. Diese Anspannung und auch Last, mental und physisch, die von einem an dem Punkt abfällt ist gigantisch. Einfach pure Freude das Ziel zu erreichen und gleichzeitig das erste Mal in die Top10 im Profifeld vorgedrungen zu sein.
Genau dieses Ziel war es, weshalb ich den Schritt in den Profibereich mal gegangen war. Ich weiß das viele verschiedene Umstände an dem Tag dazu geführt haben und viele davon lagen nicht in meiner Hand. An dem Tag habe ich aber meine Karten bestmöglich ausgespielt.
Das Ergebnis ist fast schon ein Traum, meine Leistung an dem Tag leider noch nicht ganz das gewesen, was ich denke was ich kann. Ein Ironman ist einfach eine Ansammlung von Unwegbarkeiten mit denen man am Tag X zurechtkommen muss. Dazu hat man wohl nie das absolut perfekte Rennen, aber trotzdem kann man weiter danach streben. 😉