Nach dem Rennen ist vor dem Rennen, das traf auf meinen Start in Wiesbaden zu, denn eine Woche später hatte ich mich für das Rennen im Thüringischen Nordhausen eingeschrieben. So eine Woche zwischen 2 Halbdistanzen zu überbrücken ist vor allem mental sehr schwierig. Denn zum einen will man nicht zu viel und auch nicht zu wenig tun – Beine ausruhen und auch eine gewisse Vorspannung in den Körper bringen.
Die Geschichte wird auch nicht wirklich einfacher nach einem missglückten Rennen wie meinem in Wiesbaden. Klar, ich war hoch motiviert. Ein klasse Starterfeld auf der Jagd nach dem Europameistertitel über die Ironman 70.3 Distanz und ich mittendrin. Letztendlich konnte ich aber einfach nicht das abrufen, was der Körper hergeben sollte. Denn die Trainingsleistungen waren vielversprechend und auch mein Start beim Swim&Run machte mir viel Mut, auch wenn mein Radsturz noch ein paar wenige Blessuren zurückgelassen hatte.
Das Schwimmen ging gefühlt gut los, denn das Starterfeld verteilte sich breitgefächert. So konnte ich entspannt in meinem Rhythmus anschwimmen und fand mich aber schnell relativ einsam im hinteren Mittelfeld der Männer wieder. Einige Frauen und zum Ende hin ein einzelner Staffel-Schwimmer kamen noch vorbei geschwommen, doch das Gefühl war relativ positiv über den Großteil der Strecke.
Nach einem zügigen Wechsel fuhr ich die ersten flachen Kilometer gemeinsam mit Mike Schifferle. Doch in den Abfahrten konnte ich nicht immer folgen, da ich etwas zögerlicher und verhaltener gefahren bin. Beim Versuch den Abstand nicht zu groß werden zu lassen habe ich in den Bergan-Stücken vielleicht etwas zu viel investiert und musste nach ca 30km dann trotzdem reißen lassen. Aber an dem Tag wollten die Beine nicht so richtig, es fehlte ein wenig die Frische und der Druck auf dem Pedal nahm immer weiter ab. Trotzdem konnte ich mich einige Plätze im Rennverlauf nach vorn schieben und wenigstens ein wenig über die 1450Hm meine Radfähigkeiten ausspielen.
In Wechselzone 2 freute ich mich auf den Lauf, denn ich kannte die Laufstrecke und hoffte im relativ profilierten Kurpark noch in die Top20 oder gar 15 vorstoßen zu können. Aber bereits nach 1km hatte ich auf Kampfmodus umgestellt. Die Beine waren nach dem unrhythmischen Radpart ziemlich schwer und es lief nichts zusammen. So kämpfte ich mich Runde um Runde über den Kurs und konnte ein paar Leute noch einsammeln, wurde gleichzeitig aber auch von einigen stehen gelassen. Letzten Endes lief ich auf dem 25. Platz des Profifeldes und als 38. des Gesamtklassement ins Ziel. Also ein großes Stück Verbesserungspotential und ein Motivation für den ICAN Nordhausen.
Ergebnis Ironman 70.3 EM Wiesbaden
Ein paar gute Athleten, die teils ebenfalls am Anfang ihrer Profi-Karriere stehen, hatten gemeldet und somit ein ordentlicher Gradmesser zum Leistungsvergleich. Ich bin mit der Zielstellung ins Rennen gegangen, das verpatzte Ergebnis der Vorwoche auszumerzen und um das Podium mitzukämpfen.
Wie so oft bestätigte sich der Spruch: „Man kann einen Triathlon nicht im Schwimmen gewinnen, aber verlieren.“ Und dieses Schicksal hat mich dann auch mit aller Härte getroffen. Die beiden Favoriten Peter Seidel und Florian Seifert stiegen gemeinsam mit knapp 6min Vorsprung auf mich aus dem Wasser. Damit hatte ich fast gerechnet, doch eigentlich hatte mir der Swim&Run Hoffnung auf ein besseres Abschneiden gemacht. So ging ich mit einem großen Rückstand auf die Verfolgungsjagd. In Absprache mit Trainer Thomas gestaltete ich den Beginn des Radparts eher verhalten. Schließlich waren wieder einige Höhenmeter auf der Radstrecke zu bewältigen. Trotzdem konnte ich mich bis zur ersten Durchfahrt in Nordhausen auf Platz 7 der Gesamtwertung nach vorn schieben. Ab km60 habe ich versucht gezielt mehr Druck zu machen um den Abstand nach vorn nicht zu groß werden zu lassen. Leider habe ich trotzdem über die gesamte Strecke weiter an Boden verloren. Florian fuhr ein starkes Rennen und hatte sich klar nach vorn abgesetzt. Mit 3min Abstand folgte Peter auf Platz 2 und Thomas Schmidt auf Position 3. Weitere 5min zurück erreichte ich erst die 2. Wechselzone. Ein großes Stück arbeit, wenn ich noch das Podium angreifen wollte. Entsprechend motiviert startete ich auf die sehr hügelige und teils crossige Laufstrecke. Das ständige Auf und Ab ließ die Strecke schnell verfliegen und machte trotz der Anstrengung viel Spaß.
Es entwickelte sich ein heißer Fight um die ersten Plätze, bei dem man denken könnte, dass der aufkommende Regen direkt verdampfen müsste. Trotz meines zügigen Anlaufens konnte ich nicht direkt Zeit gut machen. Erst mit Beginn der 2. von 4 Runden begannen die Abstände zu schrumpfen. Zu Beginn der 3. Laufrunde konnte ich auf Platz 4 vorrücken und ich erfuhr vom Streckenrand, dass Florian vorn wohl unter einem Einbruch litt, der noch alles möglich machte. Beim letzten Rundendurchlauf hatte ich mir den Drittplatzierten wenige Meter vor mir zurechtgelegt und in einem kleinen Anstieg ging ich vorbei. Die Wendepunkte brachten dann auch zu Tage, dass Florian und Peter Kopf-an-Kopf um den 1. Platz kämpften aber da waren es immer noch 2,5 Minuten. Ich versuchte trotzdem das Tempo hochzuhalten, denn der Engländer Nicolas Ward Muñoz kam mir bei jedem Wendepunkt immer an der gleichen Stelle entgegen und der Abstand war nicht zu groß. Bis ins Ziel konnte ich den Abstand so noch verkleinern aber mehr dann auch nicht mehr. Glücklich, nach den zwei sehr harten Rennen innerhalb von 7 Tagen noch das Podium erkämpft und damit meine Zielstellung erreicht zu haben, lief ich nach 4:01:34h ins Ziel. Peter siegte mit 1min vor Florian und eine weitere Minute folgte ich auf dem dritten Rang. Diesen relativ engen Ausgang hatte ich nach dem Schwimmen und Radfahren nicht mehr erwartet.
Ich danke meinen Sponsoren und Unterstützern, meinem Trainer Thomas Weber, meiner Freundin und Eltern und natürlich allen, die mir von zuhause aus die Daumen gedrückt haben. Vielen Dank euch allen. Diese Unterstützung ist mir immer besonders wichtig, wenn es in den Rennen auf und nieder geht und ich trotzdem weiß das ihr hinter mir steht!!
Die nächsten Termine stehen nun auch schon in den Startlöchern. Beim Knappenman am 29.8. starte zusammen mit Erik Pudollek und Carsten Ringel in einer Staffel über die Halbdistanz und am 13.9. geht es beim Ironman 70.3 Rügen heiß her.